Texte grenzenlos
2022-06-13
von Ikram Hassan Abed
Eines Tages auf dem Rückweg von der Arbeit setzte ich mich auf eine Bank am Straßenrand.
Ich atmete tief durch und hob meinen Blick hoch zum unendlichen, klaren, blauen Himmel.
Herrlich.
Ein kühler Windstoß wirbelte die gefallenen Blätter hoch, als ob er sie umarmen und mit ihnen tanzen würde.
Für mich ein magischer Moment.
Der Wind wehte um mich herum, zerstörte meine Frisur, zerrte an meiner Kleidung, und flüsterte mir ins Ohr: „Glaubt ihr wirklich, dass wir keine Seele haben so wie ihr?“
Ich war sprachlos. Der Wind hatte zu mir gesprochen.
Er sagte weiter: „Es gibt eine Magie, die den meisten von euch verborgen ist. Ihr wollt sie nur nicht sehen und glaubt nicht an Magie. Und ihr bekommt das, was ihr glaubt.“
Erschrocken bat ich den Wind, weiter zu erzählen.
Er tanzte um die Bäume und fragte überraschend: „Warum kannte ihr mich diesmal hören?“
„Was meinst du mit diesmal?“
„Wir versuchen immer wieder, mit euch zu kommunizieren, aber ihr habt kein Interesse an einem Kontakt mit uns. Ihr seid zu vertieft in euer Leben, und vergesst, dass wir Winde auch zu euch gehören. Wir sind alle kleine Teile eines großen Bildes.“
Ich dachte nach. „Das ist mir zuviel, erklär mir das bitte.“
„Lass das, atme nur tief durch, und die Wahrheit wird dir klar werden. Sie wird euch durchdringen und erhellen.“
„Verrückt“, murmelte ich. „Vor einer Minute sprach der Wind zu mir, und jetzt soll ich es lassen. Das ist Wahnsinn.“
Ihr habt ja Recht zu fragen“, meinte er. „Wir Winde haben die ganze Erde durchstreift, bewohnten einmal die Wolken, einmal das Meer und auch die Wüste. Wir tragen Pollen und Samen unterschiedlicher Art mit uns und schaffen so neues Leben. Ohne uns gäbe es keine Existenz.“
Ich war erstaunt. „Ich habe doch nur mit mir selbst gesprochen. Wie konntest du mich hören?“
Er lächelte. „ Habt was vergessen? dass ihr Luft atmet? Dass ihr mich atmet? Ich höre und fühle euch die ganze Zeit. Ich bin in ihr, bin mit ihr verbunden. Ihr Menschen hättet die gleichen Möglichkeiten, euch miteinander zu verbinden, aber ihr merkt es nicht. Ihr denkt ihr seid einzelne Wesen und begrenzt, aber in Wahrheit seid ihr grenzenlos wie wir“
„Wen meinst du mit wir?“
„Wir und ihr sind eins. Es gibt keine Luft ohne Wasser, keine Pflanzen ohne Licht, keine Existenz von Menschen ohne uns, und keinen von uns ohne euch.“
Nachdenklich schwieg ich still.
Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich meine Kinder von der Tagesbetreuung abholen musste und eilte die Treppe hinunter. Neben mir wehte der kühle Wind. Ich hatte das Gefühl, wir würden uns kennen.
Von diesem Tag an nahm ich noch mehr die kleinsten Details um mich wahr, war dankbar dafür und mir war klar, dass es für alles einen bestimmten Grund gibt.
Uschi Prawitz - 09:36:16 | Kommentar hinzufügen
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